(K)ein schlimmes gehen

von © Melanie Rinschede


Ich weiß zu genau, dass kein lieb gemeintes Wort den Schmerz lindern kann, wenn ein geliebter Mensch stirbt, aber jedes Wort kann zeigen, dass man nicht alleine ist.

Ich glaube, dass jeder Mensch unbewusst selbst entscheidet, wann er gehen möchte. Es ist ganz egal, wie schnell ihm geholfen wird, oder wie gut die medizinischen Voraussetzungen sind: Wenn ein Mensch gehen will, geht er!

Doch gehen bedeutet nicht, nicht mehr zu existieren. Nur die Art des Daseins verändert sich. Und nicht zu wissen, in welcher Form dieser geliebte Mensch jetzt weiterlebt, macht es uns so schwer, den Tod zu akzeptieren.

Wenn ich sehr traurig bin, versuche ich das mit den Augen eines Kindes zu sehen und stelle mir vor, wie die Toten zusammen auf einer Wolke sitzen, sich einen Kaffee trinken, eine Zeitung lesen und mit guter Laune auf uns hinab sehen, da wir immer bei ihnen sind, so wie sie immer bei uns sind und weil sie akzeptiert haben, dass ihr Weg als Mensch zu Ende ist.

Und sie schauen uns jeden Tag dabei zu, wie wir unser Leben auf Erden weiter leben. Sie werden weiter mit uns lachen, mit uns weinen, stolz sein und in schweren Zeiten an unserer Seite stehen.

Deshalb sollten wir nicht zu ihnen weinen, sondern sie anlächeln, mit dem Wissen, dass auch wir irgendwann unser Dasein verändern und bei unseren Hinterbliebenen in fröhliche Gesichter blicken wollen.